Am fünften Jahrestag des Verbots des sogenannten „Nationalen Widerstand Dortmund“ (NWDO) haben bis zu 300 Antifaschist*innen mit einer Demo nach Dorstfeld darauf hingewiesen, dass Verbote alleine nichts ändern und Nazistrukturen weiterhin bekämpft werden müssen. Die Demo begann um 18.30 Uhr an der Katharinenstraße. Hier hatten sich für 19.00 die Nazis für eine Kundgebung gegen das NWDO-Verbot angekündigt. Nachdem die Demo den Nazis lautstark und kraftvoll gezeigt hatte, was sie von ihnen hält, machte sich der Demo-Zug auf den Weg nach Dorstfeld.
Über die Kampstraße und den Königswall ging es zur Rheinischen Straße. Auf Höhe des Hauses Nr. 135 gab es die erste Zwischenkundgebung. Die Autonome Antifa 170 erinnerte in einem Redebeitrag an die Räumung des Nazizentrums „R135“ im Rahmen der Razzien zum NWDO-Verbot, wies aber auch darauf hin, dass die Nazis sich schnell reorganisiert haben und inzwischen über neue Räumlichkeiten verfügen. In direkter Nähe zeigte ein Nazi aus einem Fenster heraus den Hitlergruß; die Polizei griff nicht direkt ein, fertigte jedoch eine Anzeige wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
Die Demo lief weiter Richtung Dorstfeld. Die nächste Zwischenkundgebung folgte an der Ecke zur Thusneldastraße, wo viele der Nazis in Wohngemeinschaften wohnen. Diese hatten – wohl der Demo zu Ehren – ihr Haus beflaggt und ihr albernes „HTLR“-Transpa rausgehangen. Davon ließ sich die Demo jedoch nicht beeindrucken und lauschte lieber dem Redebeitrag der Linksjugend/‘solid zum Them „Nazis und soziale Frage„.
Am Wilhelmplatz angekommen, erinnerte eine Rednerin an die Dorstfelder Synagoge, die in der Reichspogromnacht demoliert und nur deshalb nicht angezündet wurde, weil die Flammen auf umstehende Wohnhäuser hätten übergeifen können. Der Abriss der Synagoge wurde 1939/40 verfügt, da sie von den Nazis als angeblich „baufällig“ eingestuft wurde. Heute erinnert ein Mahnmal an die zerstörte Synagoge. Es ist immer wieder Ziel antisemitischer Provokationen durch die ortsansässigen Nazis.
Ca. 50 bis 70 Nazis waren heute am Rande der Demo in Dorstfeld unterwegs, versuchten die Antifaschist*innen zu provozieren und lieferten sich kleinere Rangeleien mit der Polizei. 50 bis 70 Nazis (davon viele Zugereiste) sind bei ca. 15.000 Einwohner*innen in Dorstfeld übrigens nicht sehr beeindruckend – auch in ihrem vorgeblichen „Nazikiez“ sind die Nazis also weiterhin in der absoluten Minderheit.
Bis auf eine Personenfeststellung verlief die Demonstration trotz Störversuchen der Nazis ohne Zwischenfälle. Die Sprecherin des BlockaDO-Bündnis zeigt sich zufrieden mit dem Verlauf der Demo: „Wir haben den Nazis ihren ‚Gedenktag‚ gründlich vermiest, indem wir mit einer starken, thematischen Demo nach Dorstfeld gezogen sind. Sie mussten ihre eigene Kundgebung in der Innenstadt schnell beenden, damit sie selbst wieder in Dorstfeld auftauchen konnten.“
Die Nazis reagieren in den letzten Tagen dünnhäutig und gereizt. Bereits am vergangenen Samstag mussten sie erleben, dass dutzende Aktivist*innen von BlockaDO in Dorstfeld Flyer in die Briefkästen steckten. Ihre hilflose Reaktion: ein Bild von ein paar brennenden Flyern in sozialen Medien. In dieser Woche wurde die Domain eines Nazi-Versandhandels mit einem verabscheuungswürdigen antisemitischen Namen abgeschaltet. Und heute liefen mehrere hundert Demonstrierende durch den von ihnen reklamierten Ort.
„Die Nazis sind klar auf der Verliererstrasse“, bilanziert Iris Bernert-Leushacke für das BlockaDO-Bündnis. Angesichts von weiterhin stattfindender rechter Hetze und gewalttätigen Übergriffen bleibt für Antifaschist*innen dennoch weiterhin viel zu tun. „Es bleibt auf jeden Fall wichtig, sich gegen Nazis zu engagieren, unermüdlich gegen sie auf die Straßen zu gehen und auch Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft entgegenzutreten. Die rassistische und brutale rechte Ideologie wird nicht einfach so verschwinden. Wir müssen allen rechten Tendenzen immer wieder entgegen treten.“
Fotos: @Korallenherz; eine Auswahl von Transparenten auf der Demo